Unser Weg

Der Weg von Davide und Giuseppe ist Tag für Tag entstanden – zwischen Trockenmauern, Pfaden, extremen Steillagen und dem ständigen Streben nach einem Gleichgewicht zwischen Tradition und Innovation. Es ist die Geschichte eines zeitgenössischen Liguriens, das sich erneuern kann, ohne sich selbst zu verlieren. Hier gibt es keine Improvisation: nur Mühe, Intuition und den Willen, Bonassola in nationalen und internationalen Kontexten zum Klingen zu bringen – mit Weinen, die von Authentizität und der Schönheit der langsamen Zeit erzählen.

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Kapitel 2: Auflösung und Lösung

Es gibt Momente im Leben eines jeden, in denen alles, was wir kannten, seine Form zu verändern beginnt. Es geschieht plötzlich, wie ein Riss im Boden unter unseren Füßen, oder langsam, kaum wahrnehmbar, wie Wasser, das den Stein aushöhlt. Dort begegnen wir der tiefen Spannung zwischen Auflösung und Lösung. Zwei scheinbar gegensätzliche, aber untrennbare Kräfte, die die authentischsten Übergänge unserer Existenz prägen.

Die Auflösung ist kein bloß abstraktes Konzept. Sie ist der Moment, in dem eine Liebe endet, in dem wir eine Arbeit verlieren, die uns definierte, in dem eine Krankheit unsere Art verändert, den Körper zu bewohnen. Es ist der Blick in den Spiegel, den wir nicht mehr erkennen. Es ist das Verlorensein in den Silenzen derer, von denen wir glaubten, sie seien für immer da. Doch gerade aus diesen Fragmenten entsteht die Möglichkeit einer Lösung: nicht als Heilmittel, sondern als Wiedergeburt. Eine neue Form von Sinn, die sich mit Geduld, Zuhören und neuer Verletzlichkeit aufbaut. Die Natur erzählt uns seit jeher diese Geschichte. Blätter fallen, zerfallen unter dem Regen, werden zu Humus. Und aus dieser unsichtbaren Zersetzung entsteht der Frühling. Jeder Verlust ist eine Saat. Jedes Ende ist auch ein Anfang – aber nur, wenn wir den Mut haben, die Leere zu durchschreiten.

Alchemie: In unserem Leben ist diese Verwandlung niemals neutral. Sie ist emotional, verkörpert. Wer einen Verlust, ein Scheitern, eine radikale Veränderung erlebt hat, kennt dieses Gefühl, ausgelaugt zu sein. Doch gerade in dieser Leere vollzieht sich die alchemistische Arbeit: jener geheimnisvolle und kostbare Prozess, in dem sich das, was wir waren, mit dem vermischt, was wir sein könnten. Alchemie, einst geheime Kunst, ist heute unser zutiefst menschlicher Weg. Die Mühe in Bewusstsein verwandeln. Den Schmerz in Richtung. Die Instabilität in Wahl. Und dafür müssen wir lernen, loszulassen. Überzeugungen, die uns nicht mehr dienen. Masken. Rollen. Sogar unsere Namen, wenn sie uns zu eng werden. Die Auflösung wird dann zu einem Akt der Liebe gegenüber unserer eigenen Entwicklung.

Übergang: Jeder Übergang ist eine Schwelle. Die erste Phase ist oft verwirrend, schmerzhaft. Wir fühlen uns wie in einem Haus, das wir gut kannten, das nun aber leer oder verändert ist. Eine Freundschaft zerbricht. Eine Identität bricht auf. Eine Zukunft erfüllt sich nicht. Doch gerade in dieser Desorientierung öffnet sich der Raum der Möglichkeit. Eine fruchtbare Leere, in der nichts mehr sicher ist, aber alles entstehen kann. Dieser Raum muss nicht sofort gefüllt werden. Es braucht keine schnelle Entscheidung, keinen hastigen Wiederaufbau. Es braucht Verweilen. Zuhören. Dem Neuen erlauben, langsam seinen Weg zu finden, wie ein Keimling, den man nicht zu früh aus der Erde reißen darf. Dann, langsam, entsteht die Lösung. Eine neue Form des Lebens, die keine Kopie der vorherigen ist, sondern ein authentischerer Ausdruck, verwurzelt in dem, was wir wirklich gelernt haben. Die Lösung ist der Moment, in dem wir wieder zu gehen beginnen – mit einer Richtung, die mehr die unsere ist, freier.

Gleichgewicht: Das Gleichgewicht zwischen Auflösung und Lösung zu halten, erfordert Präsenz. In der Mitte bleiben können. Den Prozess nicht beschleunigen, aber auch nicht in Nostalgie gefangen bleiben. Es gibt die ständige Versuchung, zurückzukehren, zu dem, was wir kannten. Oder nach vorne zu eilen, zu irgendeiner Lösung. Doch die wahre Verwandlung geschieht im Lauschen. Gleichgewicht finden bedeutet, unserer intimsten Erfahrung eine Stimme zu geben, zu erkennen, dass persönliche Brüche Spiegel der Brüche der Welt sind. Und dass in beiden Fällen jeder Einsturz auch eine Gelegenheit ist, etwas Wahreres zu bauen.

Auflösung und Lösung sind nicht nur Phasen. Sie sind eine Einladung, das Leben mit mehr Präsenz zu gehen, die Schwellen ohne Angst zu überschreiten, in der Zerbrechlichkeit nicht eine Grenze zu sehen, sondern einen Zugang zu unserem tiefsten Kern. In diesem feinen Tanz zwischen dem, was endet, und dem, was geboren wird, sucht jede Existenz ihre eigene Form, ihren eigenen Klang, ihren eigenen Atem. Wie im Kaleidoskop, wo jedes Fragment – zerbrochen, unregelmäßig, verstreut – nur in der ständigen Drehung Harmonie findet. Und am Ende, im Weiß, gibt es nicht Abwesenheit, sondern Einheit: das Zusammentreffen aller Farben, ihr stilles Nebeneinander. Dort fügt sich die Auflösung im Licht neu zusammen. Dort erscheint die Lösung nicht als Antwort, sondern als volle Präsenz. Ein Ort, an dem wir endlich, ohne Widerstand, einfach sein können.

Graziana Grassini, Davide Zoppi, Giuseppe Luciano Aieta 

Kapitel 1: Schichtung

Der Jahrgang 2023 wurde als eine Reise durch neue Codes konzipiert. Deshalb präsentiert das Produkt eine einzigartige Erzählung, die sich im Raum entfaltet, Visionen bietet und unterschiedliche Fragen erforscht – ausgehend von den Monochromen. Farbe verstanden als Materie. Farbe als Idee. Farbe als Reise. Farbe als Traum. Rosa. Hellblau. Gelb. Rot. Grün. Türkis.

Von dort aus arbeitete man daran, sie als schillernde, kostbare und magische Oberflächen darzustellen, übertragen in den modernen Kontext durch ein präzises Werk mutiger und hingebungsvoller Verflechtung. Die Methode und die Wissenschaft, um die Form zu erreichen, um den Traum zu erhöhen. Die Arbeit am Material war die Verstärkung der Schichtung. Diese neue Intuition wird durch die Erhebung der Sinne dargestellt. Man arbeitete mit Gegensätzen und Extremen, um das Endergebnis hervorzuheben, um ein Gleichgewicht verschiedener Visionen zu finden, alle konzentrisch, mit dem Ziel, die perfekte sensorische Wahrnehmung zu erreichen.

Diese Vision, Synonym für moderne Eleganz und klassische Leichtigkeit, wird durch ein dichtes und reiches materielles Gewebe ausgeglichen, wie die komplementären und perfekten geometrischen Elemente der modernistischen Kunst. Die präzise Arbeit konzentrierte sich auf ein reiches und vielfältiges Repertoire, das Wahrnehmungen und Emotionen bestimmt organisierte und mit Mut, Präzision und Entschlossenheit zu klaren, deutlichen, präzisen Empfindungen und Geschmäckern führte, die sich in einem reichen Pfad der Erinnerung miteinander vermischen. Und genau die Erinnerung soll angeregt werden. Die Erinnerung an Emotionen und an die Reise.

Wir haben gearbeitet, indem wir scheinbar unterschiedliche, manchmal vielleicht auch frivole Elemente miteinander verbunden haben, um eine neue, präzise und bestimmte Idee zu erzeugen. Die didaktischen Details stehen in Beziehung zu einem bestimmten Monochrom, dessen Farbe ein Element des gelebten Moments hervorruft. Und dort, vor dem Wesen des Produkts, versuchen wir, uns zu orientieren – allein, ohne Hilfen. Dieser Ansatz bringt uns zum Nachdenken, ruft uns bestimmte Ideen ins Gedächtnis. Er lässt uns über die Welt und zeitgenössische Modelle nachdenken, um neue kollektive Vorstellungen von Natur und Schönheit vorzuschlagen.

Maß. Wahrnehmung. Vorstellungskraft. Gerade im Moment der Analyse öffnen sich plötzliche Ausblicke durch die sensorische Schichtung. Die beharrliche Wiederholung der Elemente harmonisiert sich auf unerwartete Weise. Sie berauscht. Sie durchläuft erlebte Momente. Sie erzählt die Reise und das Jetzt. Erinnerung. Sinne. Vorstellungskraft. Wissenschaft. Reise.

Graziana Grassini, Davide Zoppi, Giuseppe Luciano Aieta